4. Herren gegen SV Eidelstedt 5

Geschrieben von Christian Will und Wolfgang Helm

Steaks vom Grill oder Fertiggericht? SG GWR/TuS Osdorf IV kurz vor dem Aufstieg.

SV Eidelstedt V – SG GWR/TuS Osdorf IV 5:9

„N´Morgen, Christian, gut geschlafen und schön geträumt von der Aufstiegsfeier, die Dir ja in Deinem Garten eine Menge Arbeit beschert?“

„Morgen Wolfgang, danke der Nachfrage. Die Nacht war zwar etwas kurz, aber ich bin heute noch so euphorisiert von unserer gestrigen Leistung, dass das nicht weiter ins Gewicht fällt. Die Aufstiegsfeier …, Du nimmst das Wort Aufstieg inzwischen also auch schon in den Mund? Gestern warst Du ja schon noch etwas um Sachlichkeit bemüht.“

„Wieso, bloß weil ich beim Griechen nicht auf dem Tisch getanzt habe? Na ja, im Sport passieren die unmöglichsten Dinge, siehe St. Pauli (7:9 nach 9:0 im Hinspiel). Aber inzwischen erlaube ich mir sogar, von der Meisterschaft zu sprechen. Unsere Leistung war einmal mehr titelreif. Wenn ich nur an Dein zweites Einzel denke: 11:7 nach 3:7 Rückstand im vierten Satz. Schön, dass ich hinter Dir saß und Du mich zwischendurch beschimpfen konntest.“

„Deshalb hast Du Dich dort doch extra hingesetzt, oder? Außerdem habe ich Dich nicht beschimpft. Dein Tipp, den Du mir, als ich den Ball aufhob, zugeflüstert hattest, war nur an Banalität nicht zu unterbieten. Das war irgendetwas in der Art „zieh hoch“, „zieh nach vorne“ oder „zieh oder stirb“ … Dabei war es doch ganz offensichtlich, dass mein Gegner plötzlich alle meine Aufschläge, egal ob kurz oder lang, angriff. Egal, nachdem ich meinen Frust darüber an Dir auslassen konnte, besann ich mich auf meinen berühmt-berüchtigten Kick-Aufschlag und konnte den Satz doch noch mit einer Serie von 8:0 Punkten drehen.
Wobei, ich muss gestehen, wirklich sensationell fand ich unsere Mitte und da besonders Torsten. Spielt im zweiten Spiel schlecht, ist voller Selbstzweifel und reißt das Ding trotzdem noch rum.“

„Also, dass Torsten schlecht gespielt hat, kann ich (mit meinen Maßstäben) nun wirklich nicht behaupten. Du hast aber recht, mit seiner Körpersprache wirkt er manchmal wie kurz vor der eigenen Hinrichtung. Am Ende aber ist dann mit schöner Regelmäßigkeit der Gegner „erschossen“. Nun begleite ich Torsten schon zwei Jahre länger als Du und bin baff, wie er sich entwickelt hat, wie clever er mittlerweile spielt und wie selbstsicher er seine Stärken einsetzt. 4:0 gegen die gute Eidelstedter Mitte, da muss man natürlich auch Andreas loben, der in der Würdigung oft zu kurz kommt, weil man nichts anderes als Siege von ihm kennt (wenn er denn mal nicht „verzichtet“). Ist Dir aufgefallen, dass wir in zwei Jahren noch nie mit Andreas verloren haben?“

„Spielerisch hat sich Torsten in der Tat unglaublich weiterentwickelt. Es ist nicht zu übersehen, dass, je stärker der Gegner spielt, auch Torsten sein spielerisches Niveau nahezu beliebig steigern kann. Dass wir mit Andreas noch nie verloren haben, ist mir noch nicht aufgefallen. Ich glaube, das liegt daran, dass es auch nicht stimmt. Denke nur an unser letztes Pokalspiel. Du selber hast Andreas gestern die Foto-DVD mit den Worten überreicht, dass Du auf den Fotos ja schon schrecklich anzuschauen bist, aber das noch nichts im Gegensatz zu ihm sei …
Trotzdem hast Du auch ein wenig Recht, alle drei Punkte haben wir in Spielen abgegeben, in denen uns Andreas fehlte. Wenn er fehlt, fehlt er uns eben nicht nur in der Mitte und im Doppel, sondern anscheinend auch menschlich, irgendwie …
Auch wenn es zum Thema ‚menschlich‘ gerade nicht so passt, würde ich gerne über Dich und Deine gestrige Leistung reden. Doppel „hui“, Einzel „pfui“. Darfst Du es Dir so einfach machen oder möchtest Du vielleicht nicht doch lieber mir oder einem Dritten die Schuld geben?“

„Es war das letzte Mal, dass ich zwei Tage vor einem Spiel gesumpft habe, versprochen. Alkohol trübt den Blick und ich habe an jedem zweiten Vorhand-Aufschlag vorbei gesemmelt, peinlich. In Zukunft werde ich einen Tag vor dem Spiel sumpfen (oder drei Tage vorher?). Aber das alles hat Frank ja mit 2:0 unten aufgefangen. Da können wir wirklich froh sein, dass wir auch nach Janniks „Beförderung“ weiterhin mit sieben engagierten Spielern ausgeglichen gut besetzt sind. Aber ist Dir aufgefallen, wie unzufrieden Arci war, dass er diesmal aussetzen musste?“

„Ok, ich merke, es ist Dir unangenehm über Dich zu schreiben, also muss ich es machen: Du hast gestern und tust es schon seit dem Hinspiel gegen Eidelstedt, gut gespielt. Ich weiß, Du kannst noch viel, viel besser spielen, Dein Rückhand-Schuss …, normalerweise …, usw. usw. Dein Doppel mit Torsten, einfach nur stark. Dein Einzel, wenn auch nicht gewonnen, so doch wenigstens mit einer anständigen Leistung verloren und deine Unterstützung für die Mannschaft, die ist natürlich sowieso über jeden Zweifel erhaben. Siehe nur mein Sieg im zweiten Spiel …
Dass Arci unzufrieden war, dass er aussetzen musste, ist ja wohl klar. Das zeichnet doch unsere Mannschaft aus: Sieben Spieler, die alle spielen wollen, die aber auch alle bereit sind sich für die Mannschaft einzusetzen, zu zählen, zu coachen, auch mal zurückzustehen, Platten auf- und abzubauen, eben alle heiß wie Frittenfett. Eigenschaften, die Du so konzentriert nicht in jeder Mannschaft findest. Dazu das harte, aber herzliche Miteinander, die gegenseitige Häme bei Niederlagen und die Freude bei Siegen. Insgesamt eine geile Truppe, die wir da beisammen haben.
Apropos`, wie findest Du den Neuen? Eine wirkliche Schönheit ist er ja nicht gerade …“

„Hör auf. Du kannst doch von Frank nicht erwarten, dass er sich in ein paar Wochen an unseren Humor gewöhnt. Aber ich weiß schon, wie ich ihn finde: Kamillenweg 20, Grubenstieg zweite rechts, zweite links. Er wird mein Reisegefährte zu den letzten Auswärtsspielen sein und ich werde ihn bei dieser Gelegenheit gründlich gegen Dich aufhetzen. Aber noch kein Wort ist zu Uwe gefallen. Respekt, Verständnis, Mitleid, Dankbarkeit für die Hinserie oder ein Mix aus allem?“

„Hetz´ Frank mal gegen mich auf und pass´ bei der Gelegenheit bloß auf, dass er Dich nicht aus der Mannschaft kegelt, denn er hat gestern 3:0 und nicht wie Du 1:1 gespielt. Dreimal darfst Du raten, wen die Mannschaft da lieber mag …
Tja, Uwe, Du sprichst die Hinserie an und sagst damit ja eigentlich schon alles über seine Leistung in der Rückserie aus. Ich bin mit Uwes momentaner Leistung allerdings vollkommen zufrieden! Erstens wird er nicht, als Spieler der 1. Kreisliga, unsere Kollegen aus dem unteren Paarkreuz der 3. Mannschaft, immerhin 1. Bezirksliga, ein weiteres Mal bis auf die Knochen blamieren, indem er eine bessere LKZ hat als diese. Zweitens werde ich wohl meine Wette gewinnen, die da lautet, dass ich eine bessere LKZ als Uwe spielen werde. Drittens macht Uwe seine momentane Schwächeperiode doch nur menschlich. Immerhin ist er Anwalt und da kann er jedes Mitgefühl und wenn es nur Mitleid ist, dringend gebrauchen. Aber vergiss nicht, Uwe hatte gegen St. Pauli, Protesia und Blankenese jeweils Matchbälle. Hätte er diese drei genutzt, würde er jetzt mit 5:5 und nicht 2:8 dastehen. Uwe spielt momentan also nicht nur schlecht und erfolglos, sondern auch noch unglücklich. Trotzdem wagt es keiner, ihn als unsere Nummer 1 anzuzweifeln. Ob es an der Unterlassungsklage liegt, die er allen für diesen Fall angedroht hatte?
Zu unserem Restprogramm: ATV, Niendorf, Schnelsen, GFSV. Das liest sich doch machbar …“

„Na klar ist das machbar, worüber reden wir die ganze Zeit? Den notwendigen Respekt vor dem Gegner und eigenen Trainingsfleiß immer vorausgesetzt. Stichwort „Nummer eins“: Ist es wahr, dass Du Dich ohne Gegenstimme und Doktor-Titel zum GWR-Präsidenten wählen lassen willst und Grillfleisch für alle auf Lebenszeit versprichst (okay, wahrscheinlich Aldi)? Also mein Revolutionsführer, meine Stimme hast Du, der Aufstand kommt dann früh genug.“

„Respekt und Fleiß, das sind ja zwei Eigenschaften, die nicht so zu Deinen Kernkompetenzen gehören. Vier Chancen bleiben Dir noch dem Verein und dem Rest der Welt zu beweisen, dass der Schein trügt. Übrigens, zu unserem nächsten Gegner ATV: Wusstest Du, dass die Dritte letzte Saison dort mit einer völlig unnötigen Niederlage den Meistertitel verspielt hatte? Wir sollten also gewarnt sein.
Zu GWR-Präsidentschaft kann ich Dir leider keine näheren Auskünfte geben. Du bist Osdorfer und musst Dich daher mit Fertiggerichten aus Maggis Kochstudio zufrieden geben.“

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